Als Membran für die Zukunft wirken

Die Gründung der Stiftung Evidenz ist eng mit der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum verbunden. Aus der zunächst zeitlich begrenzt gedachten Unterstützung eines Unternehmers hat sich eine nachhaltige Förderungsmöglichkeit entwickelt.
 

Die Stiftung Evidenz versteht sich als eine Art Membran: Sie will gesellschaftliche Schwingungen aufnehmen, in Zusammenarbeit mit der Hochschule am Goetheanum weitergeben und mögliche Lösungsansätze verstärken. Zur durchlässigen Qualität einer Membran gehört auch, dass alle Beteiligten im Austausch sind und voneinander lernen – eine kraftvolle Basis für zukunftsfähige Formen der Kooperation. So fördert die Stiftung Evidenz zum Beispiel regelmässig Jugendtagungen und -projekte, bei denen sich Jugendliche und junge Erwachsene aus aller Welt vernetzen, und unterstützt neue Ausbildungskonzepte, die junge Menschen befähigen wollen, die Welt von morgen gemeinwohlorientiert mitzugestalten.

Weltweite Entwicklungschancen
Ein Beispiel für Entwicklungschancen in diesem Sinne ist die Zusammenarbeit mit der im Frühjahr 2018 gegründeten World Goetheanum Association. Bisher rund hundert Unternehmen, Institutionen und Einrichtungen haben sich mit einer gemeinsamen Charta als Partner zusammengeschlossen, um ein weltweites Forum für den fach- und branchenübergreifenden Austausch zu schaffen und den Kontakt mit jungen Nachwuchskräften und Projekten zu fördern. Die Stiftung Evidenz hat diese Gründung mit einer ersten Anschubfinanzierung gefördert. Ausserdem ist sie als Partnerin rechtlich-wirtschaftliche Trägerin eines unterstützenden Fonds, der zweckgebundene Spenden und Beiträge für die Assoziation sammeln kann. Auch personell gibt es Verbindungen, da die beiden Stiftungsräte Rembert Biemond und Justus Wittich im Initiativkreis der Assoziation mitwirken.

Unabhängige Partnerschaft
Das Grundvermögen der Stiftung Evidenz stammt aus einer Schenkung. Ein erfolgreicher deutscher Unternehmer wandte sich 1995 an das Goetheanum, weil er Projekte fördern wollte, die dem Kulturimpuls der Anthroposophie verbunden sind – insbesondere solche, die Menschen dabei unterstützen, in ihrem Leben unternehmerische Initiative zu entwickeln. Der damalige Schatzmeister Rolf Kerler regte an, die zugedachte Unterstützungssumme nicht auf einmal einzusetzen, sondern längerfristige Förderperspektiven zu eröffnen. Der Unternehmer willigte ein und liess der zunächst als Verein, seit 2009 dann als Stiftung firmierenden Evidenz über rund zwei Jahrzehnte bis 2016 jährlich erhebliche Geldmittel zufliessen. Mit diesen fördert die Stiftung seither als unabhängige Partnerin besondere Projekte der Hochschule und ihrer Fachsektionen, die den thematischen Stiftungs-Schwerpunkten entsprechen.

Die Fördersumme dafür betrug in den letzten Jahren jeweils etwa 250.000 Schweizer Franken – ein großer Teil der jährlichen Ausschüttung der Stiftung. Die Sektionsleiter Florian Osswald (Pädagogische Sektion) sowie Gerald Häfner (Sozialwissenschaftliche Sektion) gehören dem Stiftungsbeirat an, Justus Wittich als Schatzmeister des Goetheanums ist Mitglied des Stiftungsrates, allerdings ohne Stimme, wenn es um Anträge des Goetheanums geht. Diese Zusammenarbeit und personelle Überschneidung ist aufgrund der Entstehungsgeschichte der Stiftung satzungsmässig verankert. Sie fordert alle Beteiligten auf, immer wieder unterschiedliche Perspektiven einzunehmen und bereichert die Entscheidungsprozesse.

Das Goetheanum

Der Goetheanum-Bau in Dornach bei Basel ist unter anderem Sitz der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Die Hochschule mit ihren zehn Fachsektionen und der Allgemeinen Anthroposophischen Sektion entwickelt Forschungsprojekte und Initiativen aus dem Erkenntnisansatz der von Rudolf Steiner (1861 – 1925) begründeten Anthroposophie und der daraus entwickelten spirituellen Haltung zu Mensch und Welt.

Darüber hinaus ist das Goetheanum Teil eines weltweiten, vielfältigen Netzwerks aus anthroposophisch inspirierten Initiativen und Einrichtungen, die nach zukunftsweisenden Ideen etwa im Bereich der Erziehung und Bildung fragen, eine ganzheitliche Medizin vertreten oder im Ökolandbau Antworten auf drängende Umweltfragen entwickeln. Zu den Arbeitsfeldern gehören auch Anregungen zum sozialen Leben und einem sinnorientierten Unternehmertum.

www.goetheanum.org